Auf die Frage des Richters Haben Sie, Adolf Eichmann, das Verbrechen begangen, dessen Sie beschuldigt werden?, entgegnet Eichmann: Die Antwort ist nein. Ich war nicht die Person, die es begangen hat. Ich hatte weder den Willen noch die Kraft, von mir aus zu handeln. Ich war ein bloßes Rädchen. Ich war ersetzbar, jeder andere hätte es an meiner Stelle getan.
Warum Eichmann? Es ist der Abend des 31. Mai 1962, und Adolf Eichmann, einer der Drahtzieher der „Endlösung“, der geplanten, organisierten und durchgeführten Vernichtung von Millionen jüdischer Männer, Frauen und Kinder hat nur noch wenige Stunden zu leben. Woran denkt er? Hat er Gewissensbisse? Jedes Mal, wenn seine Ankläger Eichmann ins Kreuzverhör nehmen, bezeichnet er seine Taten und Motivationen als „eine persönliche Angelegenheit“. Aber was ist diese „persönliche Angelegenheit“? Spricht aus ihm hier Schuldbewusstsein, Introspektion oder, im Gegenteil, die ultimative Provokation, arrogante Realitätsverweigerung, Zynismus?
Diesen Fragen widmet sich Eichmann, ein teils dokumentarischer Theaterabend über die sinistre Symbolfigur der Geschichte für die Verweigerung individueller Verantwortung: Adolf Eichmann. Zusammen mit Gilles Guelblum hat Serge Wolfsberger die Fassung erstellt, die er selbst inszeniert.