Man schreibt das Jahr 1940/41. In einem finnischen Bahnhofsrestaurant treffen sich zwei Menschen, die vor dem Naziregime und Hitlers Kriegsfurie aus Deutschland geflohen sind: Ziffel, ein Physiker und kritischer Intellektueller, und Kalle, ein Metallarbeiter und militanter Kommunist, den die Erfahrung des Konzentrationslagers ins Exil getrieben hat.
Ihr Pass bedeutet ihnen plötzlich alles, denn Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustandkommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Pass niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird.
Regelmäßig begegnen sie sich, um sich zu unterhalten über die geschichtliche Entwicklung Deutschlands, Hunger und Genüsse, Diktatur und Demokratie, Ordnung und Unsinn, den bedeutenden und unbedeutenden Menschen, den Käse und die Freiheitsliebe der Schweizer, den Humor der Dänen, den Patriotismus der Franzosen, die Erotik, die Philosophie Hegels, die Heimat und die Schwierigkeiten, in fremden Ländern zu überleben. Auch wenn die Erde für sie immer mehr zu einem unangenehmen Aufenthaltsort geworden ist, so haben die beiden ihren Sinn für Humor und ihren Willen zur Erkenntnis und Verbesserung ihrer Lage nicht verloren.
In blitzgescheiten Dialogen, die ihren Autor Bertolt Brecht einmal mehr als einen Meister der dialektischen Beweisführung auszeichnen, wird versucht, dem Zustand der Welt auf die Spur zu kommen, und was es für einen Emigranten bedeutet, darin zu leben.
Als Brecht die Flüchtlingsgespräche schrieb, war er seit sieben Jahren, öfter als die Schuhe, die Länder wechselnd, selber auf der Flucht vor den Nazischergen. Seine Erfahrungen des Exils, das noch bis 1946 dauern sollte, hat er pointiert in diesen Streitdialogen formuliert. Diese Biertischgespräche haben selbst nach achtzig Jahren nichts von ihrer Klugheit, ihrer Prägnanz und ihrem Unterhaltungswert verloren. Einige Passagen haben durch die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse der letzten Zeit sogar eine fast erschreckende, aber gleichzeitig auch erhellende Aktualität erhalten. Die Lesung mit Luc Feit und Ulrich Kuhlmann wird kaum jemanden unberührt lassen. Wegen ihrer Erinnerung an eine finstere geschichtliche Vergangenheit und ihrer Zeitnähe, aber auch wegen Brechts eigener Sprachkunst.
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